Brüsseler Einerlei

Lieber Tagebuch,

ist das genaue Gegenteil vom Leipziger Allerlei. Kommt eben nicht alles rein und durch. Aber wenn man in der tumben Republik nicht vorankommt, weil immer irgendwer seinen Senf dazugibt und sogar Dinge verhindert – dann delegiert man ein Thema einfach nach Brüssel. Dann sind schlussendlich die blöden Europäer schuld und niemand sonst nimmt einem im Nachgang noch die Entscheidungen krumm. Oder man baut einen Flughafen Drumherum. Anderes Thema.

Sprach es also aus, auf der Pressekonferenz – und versuchte die Bargeldobergrenze direkt über das Brüsseler Parallelament in unsere Köpfe ein zu kippen. Unser lieber Finanzminister. Drollig. Weil Gegenwehr da war. Von Beginn an. Und bist du nicht willig…

Klar, der gewöhnliche Ganove wird sich enorm davor fürchten, wenn er fortan nix mehr über 5000 Euro einkaufen darf…mit Bargeld. Der hält sich da auch dran! Garantiert! 

‚Du, ich kann die Waffen jetzt nicht bei dir kaufen, denn dann müsste ich dir das Geld ja überweisen – und dann fällt das nachher noch auf!‘

‚Ja, stimmt. Weißt du was? Du bezahlst das einfach in Raten ab. Pro Rate 4999 Euro. Dann kannst du ja weiterhin Bargeld benutzen!‘

‚Ja, toll! Du hast immer so gute Ideen. Wahnsinn. Hab ich gerade gar nicht dran gedacht, dass das ja auch ginge…und dann können wir das mit den Drogen, den Pelzen, den Frauen und den Kindern auch weitermachen. Toll!‘

Denken wir das gesamte Konstrukt mal zu Ende.

Dann wird demnächst also auf dem Überweisungsschein der Bank auch die Adresse des Überweisenden anzugeben sein. Man muss ja schließlich wissen, wo genau man den Verbrecher schnappen kann. Und dazu wäre noch die Angabe wichtig, zu welchen Tageszeiten man dort denn genau anzutreffen sei. Bei wechselnden Standorten sind übrigens sämtliche Möglichkeiten anzugeben. Es folgt die komplette Täterbeschreibung mit Haar- und Augenfarbe, der ungefähren gefühlten und der tatsächlich gemessenen Größe. Abschließend ist dann noch ein Foto beizufügen, welches zum Zeitpunkt der Überweisung gemacht werden muss. Vor Ort. Damit man auch anhand der Kleidung notfalls fahnden kann.

Hinzukommend und verschärfend werden dann alle Prepaid-Karten für Mobiltelefone verboten. Schließlich muss man jederzeit über GPS oder andere Systeme in der Lage sein, festzustellen, wo ein Mensch sich gerade wirklich aufhält. Also ist mit dem Prepaid-Verbot auch ein Kauf-Gebot verbunden. Man wird quasi mit dem Eintritt ins Vorschulalter gezwungen, ein Handy zu besitzen.

Noch dazu wird dann in jedem dieser neu fabrizierten Handys die Ausschalten-Funktion eliminiert. Geht ja nicht, einfach so das Handy abzuschalten. Die Masse kriegt es ja sowieso schon nicht hin, die legen sich mit dem Teil ja auch noch in die Badewanne oder ins Bett. Warum auch sonst Spritzschutz oder Unterwasserfähigkeit? Gut, hin und wieder macht man auch Bilder von Clownfischen, irgendwo im Korallenriff einer Insel. Aber halt eher nicht so oft.

Auf dieses Telefon, welches durch die Kamera ständig Aufnahmen der Umgebung an den großen Bruder liefert, werden nützliche Anwendungen installiert, die Schlüsselwörter wie Bombe oder Anschlag direkt analysieren und erkennen – und sofort eine Großfahndung einleiten. Ach wo, besser wäre es, wenn sofort jedes Mal ein Alarm ertönt, wenn man nur etwas Böses DENKT!

Gut, in der Innenstadt oder im Büro ist dann an arbeiten in der alten Weise nicht mehr zu denken – aber wir wollten doch alle schon lange das Einzelbüro des Chefs, oder?

In den Vorschul-Apps wird einem dann eindringlich Gut und Böse erklärt, an konkreten Beispielen.

Überweisung bei Beträgen ab 5000 Euro? Macht man doch nicht. Nein, nein, nein!

Braves Mädel. Das hast du gut verstanden.

Und wenn man Erwin am Ohr zieht, dann ertönt direkt ein Alarm. Es sei denn, man ist der Erziehungsberechtigte oder Lehrer. Oder wurde zuerst am Ohr gezogen. Oder man hat am Morgen brav mit dem Papa die korrekt ausgefüllte Überweisung für das Marihuana bei der zuständigen Bank abgegeben.

Hört sich für mich eher so an, dass man die Ganoven bittet, sich doch endlich an die Regeln zu halten. Sind ja gar nicht so viele. Also zumindest schon mal bei krummen Geschäften kein Bargeld zu benutzen, weil man dies ab einer gewissen Summe schließlich verboten hat. Menno.

Macht der. Versprochen.

In etwa so, wie der xte Tatort an jedem y-beliebigen Sonntag abläuft.

Da ist dann auch innerhalb von Sekunden die Einsatzhundertschaft inklusive Scharfschützen und Helikopter am Tatort – nur, weil die beiden Kommissare kurz vorher in ihrem kleinen Büro entdeckt haben, dass der Täter wohl doch gerade zu Hause ist. Irgendwie konnte man das auf den Bildern erkennen. Obwohl er das ja in dieser Form vorher in der ersten Befragung gar nicht angegeben hat. Und das Handy ist ja auch aus. Hat der einfach ausgeschaltet. Sollte verboten werden…lach…

Dann wird in schöner Regelmäßigkeit mit Endlos-Munition, wie in einem Videospiel, herumgeballert – wobei der böse niemals die guten erwischt, egal wieviel Munition er auch verschießt. Dem jeweiligen Kommissar genügt jedoch ein gezielter, ruhiger Schuss aus gefühlten 500 Kilometern Entfernung – und der Ganove ist noch am Leben und gestoppt! Hurra!

Eineinhalb Stunden sind rum und der Fall ist schon gelöst!

Also EXAKT wie in der Realität. Sieht man ja auch immer bei xy…

Und darum auch die Obergrenze. Hält man sich dran. Wie man sich ja an so einiges hält, geradezu festhält. Wenn es nach dem normalen Michel gegangen wäre, dann hätten wir wohl immer noch die Mark. Darum hat man den Michel auch nicht sonderlich gefragt. So wie immer. Denn Michel hat vor gut 100 Jahren ja schon bewiesen, dass er nicht alle Latten am Zaun hat. Und ob nun Zaun oder Mauer – der Unterschied besteht ja dann auch eher in Material und Höhe.

Und der liebe Staat sorgt für die Regeln. Damit alle ganz toll zusammenleben können. Da wird dann alles, was über 65 Dezibel Geräuschbelastung hinausgeht, einfach verboten. Schützenfest adé. Goodbye Wiesn oder Wasn. Und Crange ist auch erledigt. Hinzu kommen noch sämtliche Dissen oder einfach alles, was Spaß macht und laut ist.

Also auch Sex. Wird, wegen der Störung der Nachbarn, der Nachtruhe oder einfach der spionierenden Beamten einfach verboten!

Dann hätten wir WIRKLICH endlich die absolute Sicherheit. Wenn keiner mehr geboren wird, kann auch keiner mehr was Dummes oder gar Böses tun. Herrlich! Endlich hat der Staat mal ein funktionierendes Konzept von der Zukunft!

Und nicht wieder dieses Stochern im Nebel. Formaldehyd? Contergan? Radioaktivität? Dioxin? Feinstaub? Elektrosmog?

Wie sacht doch der Polizist am Tatort immer?

Bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!

Zu sehen nicht. Aber eben zu denken. Wäre mal an der Zeit, eine Obergrenze für den Irrsinn einzuführen. Dann wäre nach einem verzapften Fiasko auch mal endgültig Schluss. Und man könnte nicht ewig so weiter herumwerkeln. Also, wo fängt es an, wo hört es auf?

Ich weiß, jeder hat eigentlich eine zweite Chance verdient. Aber warum ausgerechnet immer hier???

WEISSE BESCHEID, ne?

 

Der Irrsinn als Obergrenze

Lieber Tagesbuch,

macht sich scheinbar bei unseren Berufspolitikern jetzt schon nahezu täglich bemerkbar.

Da war man zunächst in den letzten Jahren ja schon gewöhnt, dass immer mal wieder im Sommerloch ein neues Schwein durch die Hauptstadt gejagt wurde. Ob es nun die PKW-Maut oder auch die damalige Praxisgebühr war. Schlussendlich wurde die Sau derart forciert in die Enge getrieben, dass ihr quasi ja nichts anderes übrig blieb, als sich real zu manifestieren…soll heißen: jeder Unsinn wird irgendwann dann auch mal umgesetzt. Und jetzt starten die Debatten schon im Winter…

Gut, in Einzelfällen revidiert man dann vielleicht auch noch einmal, wenn man merkt, dass man mehr Kosten produziert als man jemals Einnahmen generieren könnte. Aber eben auch nicht immer. Praxis ist halt nicht stetig….zumindest nicht über Gebühr.

Man muss die neue Sau nur lang genug in der Öffentlichkeit heiß debattieren – bis der Michel sich brav ergibt…und einfach aussitzt. DAS war übrigens der entscheidende Fehler bei Stuttgart 21. Da ging alles zu schnell und zu viele haben dann automatisch genauer hingeschaut.

Wie der berühmte Frosch…der ins heiße Wasser stürzt und danach die Flucht ergreift. Wenn man ihn hingegen langsam erhitzt, mitsamt des Wassers…BER ist da ein schönes Beispiel. Da hat es doch auch wunderbar geklappt. Oder bei der Elbphilharmonie.

Prunkstücke deutscher Architektur und ein Loblied auf Ordnungs- und Verwaltungsfetischismus im Lande…wenn die beiden denn mal überhaupt irgendwann fertig werden. Fragt auch keiner mehr nach den Kosten.

In der Zwischenzeit gibt es ja täglich hunderte neue Krisen und Probleme. Griechenland? Krise! Banken? Krise! Euro? Krise! Staaten? Krise! IS? Krise! Flüchtlinge? Krise! Ukraine? Krise! Beckenbauer und Sommermärchen? Krise…such dir einfach ein Stichwort aus. Irgendwer wird schon die Krise dazu finden! Ich sag nur Pisa…isch krick di crise!

 

Wo war ich?

Ach ja. Korruption. Wie immer. Oder eben Barzahl-Obergrenze…wie man es nimmt. Und vor allen Dingen: WOHER man es nimmt…aber echte, harte, widerliche Korruption, also so die tatsächliche?

Haben wir ja hier nicht. Hier werden immer schön sauber Steuern gezahlt, ganz besonders wenn man Präsident eines Fußballvereins ist. Auch die Pharma- oder Krankenhauslobby quetscht nicht den Patienten aus…ne, die Kassen. Der Pilot ist auch nicht böse. Oder der Zugführer. Nein, die haben gelernt.

Wo ganz oben ist, da kann man mächtig Kasse machen.

Außer, man hat eine Obergrenze. Für die anderen, versteht sich.

Hätte man bei den Bauwerken auch mal besser eingeführt, so eine Obergrenze. Auf jeden Fall muss der Finanzminister dann zukünftig die Schmiergeldzahlungen an die Beteiligten Unternehmen direkt vom Ministerium aus überweisen. Das nenne ich mal Transparenz!

Und keiner kann mehr auf dem Parkplatz oder hinterher im Parlament behaupten, er wüsste von keinem Koffer. Wird dann auch keiner so schnell Finanzminister. Na, wenn der, der unverhohlen in die Kasse greift sich nicht auskennt…wer denn dann? Kohl jedenfalls nicht. Der erinnert sich ja auch nicht mehr. Anderes Thema.

Auf jeden Fall baut man in der Zwischenzeit schön weiter an BER und Konsorten. Und überweist sich alles brav, was die 5000 überschreitet.

 

‚Macht dann exakt 5 Millionen. Bitte in 500ern. Sonst muss ich das noch überweisen…und auch noch versteuern. Will ja keiner, oder? Hehe…‘

Sprach es und feierte seinen Geburtstag mit der Kanzlerin. Auf deren Kosten. Auch fein arrangiert. Und hernach redet niemand davon. Ach, doch. Von den blöden Nachfolgern. Die den Kahn dann retten müssen und eklatant scheitern…

In derselben Zeit klotzen die fleißigen Chinesischen Wanderameisen mal 100 Kohlekraftwerke oder 40 Flughäfen oder auch wahlweise 30 Staudämme in die Gegend.

Wenn denn der Beton reicht. Oder eben die seltenen Erden. Ganz wie es beliebt.

Der Beton in den Köpfen der bundesrepublikanischen Politprofis scheint jedenfalls immer noch ganz gut auszureichen. So dass man hin und wieder mall auf GANZ neue Ideen kommt.

Eine Obergrenze bei der Barzahlung. Um dem organisierten Verbrechen das Leben schwerer zu machen.

Na klar, wird doch die gut ausgebildete Fachkraft dann demnächst die Drogengelder brav nach Kolumbien überweisen. Oder den Waffenkauf bei Heckler und Koch schön über Paypal abwickeln. Käuferschutz inklusive. Dann noch besser die Schrottgewehre der Bundeswehr bei ebay verhökern. Hätte Charme. Und wir endlich wieder Kohle in der Tasche. Dann noch ein paar alte Panzer nach Saudi Arabien. Wer sagt denn, wir würden Extremisten unterstützen? Wir doch nicht…

Ich fasse diese grenzenlose Naivität nicht. Ich bin ja auch ein feiner Mensch. Ohne Argwohn. Nicht, dass der Staat schon lange allzu gern den gläsernen Bürger hätte. So mit der Obergrenze für den jährlichen Orgasmus bzw. die Anzahl der erlaubten Koitus im Jahr zu regulieren.

Dazu dann gleich auch noch die wöchentliche Ration Fisch, Fleisch, Blumen, Käse, Pralinen – welche Lobby habe ich vergessen? Ach ja, die Automobile. Wird man dann zukünftig auch nicht mehr bar bezahlen können. Die 180000 für den Porsche.

Hat man vorher ja unter dem Kopfkissen gehortet. weil auf der Bank…bei deeeeen Zinsen? Bin ich doof? Ist ja auch quasi ein Trinkgeld…

Wie schon gesagt. Eine Obergrenze bei der Infantilität scheint es nicht zu geben.

Abschaffung des Bargeldes als Nahziel.

Wird also Zeit, dass ich mich dagegen wehre und ab sofort alles bar bezahle. Wäre ja auch noch schöner.

Übrigens war der Staat mal dazu da, dem Bürger zu dienen.

Mittlerweile ist es eher eine Knebelveranstaltung geworden. Und wer den neuesten Knebel findet, der wird dann gleich Bundesminister.

Wozu so eine große Koalition doch gut ist. Kann man alles durchdrücken was man immer schon mal am Volke vorbei machen wollte. Opposition? Gibt es weder im Parlament noch im richtigen  Leben.

Und am besten,. wenn wieder mal Finale bei EM oder WM ist.

Steht ja bald an.

Kann ich schnell noch meine Finalkarte bar bezahlen gehen. Dürfte knapp über den 5000 liegen…

 

‚Herr Ober – das ist ihre Grenze!‘

Zeigt auf den Tisch mit der akkuraten weißen Decke und markiert dabei das Trinkgeld.

‚Schließlich sind wir hier nicht bei wünsch dir was…‘

Also der wird die 5000 eh nie erreichen. Obwohl…Inflation sei gegrüßt…eigentlich hat er die Sorgen nicht. Also schluckt er auch die Obergrenze.

Sankt Florian ick hör dir trapsen…

 

Weisse Bescheid, ne?